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Erotische Themen gehören zu den ältesten der Literatur. Einige der wichtigsten Werke älterer westlicher Literatur, wie etwas Boccaccios Decamerone, behandeln die geschlechtlichen Beziehungen zwischen den Menschen mit einer erstaunlichen Offenheit, die den modernen Leser zu erstaunen vermag. Erstaunen mag auch, dass eine Kultur wie die chinesische, zu gewissen Epochen ihrer Geschichte etliche erotische Romane hervorbrachte, darunter grosse Werke des literarischen Erbes des alten Chinas. 


Giovanni Boccaccio: Il Decamerone

Mit dem um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstandenen Decamerone schuff Boccacio (1313-1375) den Ursprung italienischer Prosa und ein Hauptwerk europäischer Erzählkunst, das bis in die Neuzeit hinein zahlreiche Schriftsteller beeinflusst hat. Für die hundert Novellen, aus dem das Decamerone besteht, hat Boccacio auf ältere Übelieferungen zurückgegriffen, die bis in die Antike reichen, diese jedoch frei bearbeitet und umgeschrieben. Etliche Novellen sind mit derber Erotik durchtränkt, doch ist es weniger diese als die Kritik an den Geistlichen, die zur Ablehnung des Werkes durch die Kirche geführt hat. Das Werk ist über die Jahrhunderte in hunderten, wenn nicht tausenden verschiedener Ausgaben erschienen. Wer es nicht im Original liest, dem sei empfohlen, bei der Wahl der Ausgabe auf Übersetzung und Illustrationen zu achten. Wer mehr von dieser Art Erzählungen will, dem sei auch das knapp zweihundert Jahre später entstandene Werk "L'Héptaméron" der Marguerite de Navarre (1492-1549) empfohlen. 

WYR empfehlen dieses Werk ab 16 Jahren oder elterlich begleitet.

 

Illustration aus: Contes de Boccace (Le Décaméron), Paris 1846

 

Illustration von L. Chalon aus: The Decameron of Giovanni Boccaccio, Privatdruck London 1920

 

Illustration von Brunelleschi aus: Vingt Contes de Boccace, Paris 1953

 

Illustration von W. Kemke aus: Das Dekameron des Giovanni Boccaccio, Berlin 1966


Pietro Aretino: Ragionamenti

Pietro Aretino (1492-1556), wegen seiner Feder ein mächtiger und gefürchteter Mann seiner Zeit, geriet über drei Jahrhunderte wegen kirchlicher Verfolgung fast in Vergessenheit, ebenso seine Werke. Seine 1534/36 entstandenen Ragionamenti, deutsch als Gespräche oder Kurtisanengespräche übersetzt und herausgegeben, sind die Gespräche zweier Prostituierten über die mögliche Zukunft und Berufung der Tochter einer von beiden, wobei Nonne, Gattin oder Prostituierte zur Auswahl stehen. Recht derb beschriebene Sexualität mischen sich mit Witz und Ironie. An möglichen sexuellen Praktiken wird etliches beschrieben, recht unmittelbar, aber auch mit Humor und sprachlicher Vielfalt. Das Werk kam bald auf den Index der verbotenen Bücher, was sicherlich nicht erstaunt, denn das Werk gehört bestimmt nicht in Kinderhände und ist wohl auch für etliche Erwachsene nicht geeignet.

WYR empfehlen dieses Werk ab 18 Jahren oder elterlich begleitet.   

 


李漁 (Li Yü): 肉蒲團 (Jou Pu Tuan)

Der um 1634 verfasste Roman des Li Yü (1611-1680) hat für die Schweiz eine besondere Bedeutung. Zum einen erfolgte die erstmalige Veröffentlichung des Werks im Westen im Jahr 1959 in der Schweiz beim Zürcher Verleger Felix Wiesner.  Zum anderen erliess das Bundesgericht im Jahr 1961 ein auch im Ausland viel beachtetes und für die Schweiz eher peinliches Urteil "gegen" diesen Roman, in dem es diesen als unzüchtige Veröffentlichung qualifizierte und die von den Zürcher Strafverfolgungsbehörden verfügte Vernichtung der beschlagnahmten Bücher, des Drucksatzes und des Manuskriptes aufrecht erhielt und schützte, und dies obwohl mehrere prominente Sinologen in Gutachten den Roman als bemerkenswertes und bedeutsames Erzeugnis der chinesischen Literatur lobten. Immerhin wurden einige Exemplare der schönen Ausgabe von 1959 gerettet, die der Sinologe und Übersetzer Franz Kuhn besorgt hatte. Eine gute Zusammenfassung des Inhalts des Romans und die Hervorhebung gewisser besonders pikanter Stellen findet sich in der Urteilsbegründung des Bundesgerichts (BGE 87 IV 73 ff.), das sich aber im Übrigen ein eher abschätziges Urteil über die Qualitäten des Romans anmasst. Der Verleger Felix Wiesner äusserte sich im Nachhinein dahingehend, dass er als Zürcher und Schweizer Bürger die Emigration erwäge, um mit seinem Verlag anderswo in freier Luft seine Arbeit so fortsetzen zu können, wie er es verantworten könne. Jou Pu Tuan ("Andachtsmatte aus Fleisch", dies im Gegensatz zur harten Andachtsmatte) ist ein grossartiger chinesischer Roman, trotz und zum Teil auch wegen des Geschlechtlichen, das darin nicht zu kurz kommt, aber bestimmt mehr als nur Selbstzweck ist. Und der Zweck des bebilderten erotischen Romans wird darin gleich selbst gerechtfertigt, indem er zwei von drei Mittel in sich vereint, die Sinne einer Frau anzuregen: lenzliche Bilder und galante Lektüre (S. 445). Das dritte Mittel ist selbst nachzulesen.

Die schönste Ausgabe ist nach wie vor die 1959 beim Verlag Die Waage in Zürich erschienene, aber leider aufgrund staatlichen Befehls teilweise vernichtete Erstausgabe. Der Roman wurde jedoch nach dieser Erstausgabe später im Ausland wiederaufgelegt als Jou Pu Tuan, Ein erotischer Roman aus der Ming-Zeit, teils sogar ebenfalls mit Reproduktion der 60 chinesischen Holzschnitte der Erstausgabe.

WYR empfehlen dieses Werk ab 18 Jahren oder elterlich begleitet. 

 

Etwa zur gleichen Zeit wie Li Yü das obige Werk schrieb, entstand ein anderer erotischer chinesischer Roman der Ming-Zeit: Dschu-lin Yä-schi. Nicht so perfekt konstruiert wie andere chinesiche Romane jener Zeit, aber dennoch sehr lesenswert, behandelt dieses Werk das Leben einer legendären Männerverführerin, eines "Vamp". Man kann das Werk auch als taoistisches Gegenstück zu dem oben beschriebenen, buddhistisch geprägten Roman Li Yü's sehen. Der Roman ist 1971 in deutscher Übersetzung, die von F.K. Engler besorgt wurde, beim Verlag Die Waage, Zürich, erschienen.

 


Jean de La Fontaine: Contes et Nouvelles

Jean de La Fontaine (1621-1695) ist vor allem für seine Fabeln bekannt. Kaum jemand weiss, dass er ausserdem auch theologische und erotische Werke verfasste. In seinem erotischen Werk, das gemeinhin als "Contes et Nouvelles" bekannt ist und u.a. von Theodor Etzel als "Erzählungen" auch auf Deutsch übersetzt wurde, verarbeitet er Stoffe aus Boccaccio und anderen alten italienischen und französischen Novellen auf witzige und eigenständige Art und Weise. Das Werk ist auch für jene ein Lesegenuss, die sonst mit Reimen wenig anzufangen wissen.  

WYR empfehlen dieses Werk ab 16 Jahren oder elterlich begleitet. 

 


 Honoré de Balzac: Contes Drôlatiques

Honoré de Balzac (1799-1850) selbst erachtete seine zwischen 1832-37 entstandenen "Cent Contes Drôlatiques" als sein eigentliches Meisterwerk, und es gibt durchaus Gründe für diese Auffassung. Im Original empfiehlt sich die Lektüre nur jenen, die wirklich ausgezeichnet Französisch können, denn Balzac bedient sich in diesem Werk der Sprache Rabelais aus dem 16. Jahrhundert, seines Vorbildes für die derbe Komik des Werkes, doch sind natürlich auch Decameron und Heptameron Vorbilder dieser Erzählungen, die auf Deutsch als "Tolldreiste Geschichten" bekannt sind. Am besten schafft man sich ein illustriertes Exemplar an, zum Beispiel mit den Illustrationen von Gustav Doré.

WYR empfehlen dieses Werk ab 16 Jahren oder elterlich begleitet.

 

 

 

 

 

 

 

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